Geschichte

Die Amelandfreizeit im Rückblick

Seit wann fahren wir eigentlich auf die Insel? Waren wir schon immer auf Ameland, oder sind wir auch woanders hingefahren?

Annegret Deinken weiß viel über die Geschichte unserer Amelandfahrt, schließlich war sie in den Anfängen dabei.

1991 sind wir das erste Mal nach Ameland gefahren, aber 1991 war jedoch nicht das erste Jahr, in dem die kath. Kirchengemeinde St. Urbanus / St. Ewald eine Ferienfreizeit veranstaltet hat. In den 80ern wurden schon verschiedene Orte mit einer Bande Kinder aus Rhade beglückt. »1982 oder 1983 sind wir z. B. nach Bestwig ins Sauerland gefahren, da haben die Kinder noch in Holzkisten geschlafen«, erinnert sich Annegret Deinken, die die Pioniere dort besucht hat. »Die Hütte, in der wir untergebracht waren, musste vorher erst einmal hergerichtet werden, damit man dort schlafen konnte. Aber den Kindern hat das nichts ausgemacht, die waren schon damals hellauf begeistert.«
Andere Fahrten in dieser Zeit gingen aber auch ins Ausland. Zum Beispiel nach Dänemark und in die Schweiz. Damals sind immer ca. 30 Kinder mitgefahren. Betreuer waren überwiegend engagierte Eltern.

Als es das erste Mal nach Ameland ging, wusste noch keiner, dass uns die Insel nicht mehr loslässt. Heidrun Römer war die »Lagerleitung«, die das Team und die Kinder auf die Insel geführt hat. Das Lager befand sich damals in Buren, auf dem Hof von Frau Kienstra. Frau Kienstra hatte, wie viele andere auch, ihren ehem. Bauernhof umgebaut, damit die wachsende Schar Kinder, die jeden Sommer die Insel stürmten (was sie heute auch noch tun), auch eine vernünftige Schlafstätte hatten. Zwei Schlafsäle waren im Kuhstall, die Küche und der Aufenthaltsraum waren im Schafstall. Dazu kam natürlich noch eine riesige Spielwiese, auf der man sich austoben konnte.

Jungenschlafsaal Hof Kienstra

Amelandmobil 1995

Gruppenbild von 1995

6 Jahre sind wir in dem Lager geblieben. Ca. 35 Kinder, 6 Betreuer, 2 Personen für die Lagerleitung und 3 Kochfrauen hatten dort Platz. Damit die Fahrt realisiert werden konnte, war man auf die Hilfe der ganzen Gemeinde angewiesen. Damit sind nicht nur Tatkraft sondern auch Spenden gemeint. »Alles haben wir damals selbst mit auf die Insel gebracht. Kochutensilien, Besteck, Geschirr, Lebensmittel, einfach alles«, weiß Annegret, die sechs Jahre lang als Kochfrau für das leibliche Wohl der Kinder gesorgt hat, zu berichten. »Das Einzige, was wir auf der Insel gekauft haben, war Brot und Milch. Brötchen gab es nur, wenn mal einer Geburtstag hatte.« Kein Wunder, dass der Preis pro Kind mit ca. 180 DM noch recht günstig war. Vom Komfort einer Waschmaschine oder eines Wäschetrockners kann damals kaum die Rede gewesen sein. »Einen Einweckpott haben wir mitgebracht, damit wir wenigstens die Trockentücher waschen konnten«, beschreibt Annegret ihre Arbeit damals. Transportiert wurden die ganzen Sachen mit privaten Pkw und einem Hänger.

Daran erinnert sich Annegret noch immer gern:  „Da ist zum Beispiel das gute Gefüge im Team gewesen. Bei anderen Lagern auf der Insel sind sogar Leute nach Hause gefahren, weil sie sich gestritten hatten, doch wir haben uns immer prima verstanden und haben hervorragend zusammengearbeitet. Aber nicht nur das Team, sondern auch die Arbeit mit den Kindern war klasse. Es war schön zu sehen, dass den Kindern unser Programm gefallen hat. Viele waren todunglücklich, als sie zu alt wurden um mitzufahren.
Das war natürlich nicht bei allen so. Wir hatten zum Beispiel das ein oder andere Mal Kinder mit Heimweh. Ich weiß noch wie Hannah Dumpe, die damals auch Kochfrau war, die Kinder immer getröstet hat, wenn sie Heimweh hatten. Es kam auch mal vor, dass wir Kinder frühzeitig nach Hause schicken mussten, nicht nur wegen Heimweh. Die haben dann einfach zuviel Mist gemacht. Aber das war selten.“

Vielen Dank an Annegret Deinken.

Neues Lager

Die Zeiten im Lager Kienstra waren dann im Jahr 1997 vorbei waren. Die Rhader Amelandfreizeit war im Laufe der Jahre so beliebt geworden, dass der Platz bei weitem nicht mehr ausgereicht hat (das Lager gibt es aber bis heute). Also zog man um in das Haus Detmold auf dem Hof von Frau Smid (später Fam. Meyering, zuletzt Fam. Kiewied ), welches mit 75 Betten für die Kinder nicht nur mehr als doppelt so groß war wie das alte, sondern auch in Punkto Sicherheit auf dem neusten Stand war. Da auch die Lage in Nes, direkt neben dem Abenteuerspielplatz, sehr günstig war, sind wir dort bis 2019 geblieben. Das Haus wurde im Laufe der Jahre immer weiter modernisiert, besonders der letzte Eigentümer investierte jedes Jahr. So hatte das Haus zum Schluss 84 Betten für die Kinder, jeweils zwei Schlafräume für die Betreuer bzw. Betreuerinnen und ein kleines Appartement direkt am Gebäude für die Kochfrauen und Männer, sowie der Lagerleitung. Früher waren das WC und Duschgebäude auch baulich getrennt vom Hauptgebäude, sie wurden jedoch vor einigen Jahren durch ein neues Zwischengebäude miteinander verbunden. Und das Haus hieß auch nicht mehr Huis Detmold, sondern Huis Zuid (Haus Süd).

Neues Lager 2.0

Seit 1997 sind wir also immer ins gleiche Haus gefahren, also 23 Ferienfreizeiten. Wir haben viele Umbauten miterlebt, Eigentümerwechsel, tolle Lager… Und nun mussten wir auf Wiedersehen sagen. Der Eigentümer hatte sich aufgrund der Corona-Pandemie  dazu entschieden, unser geliebtes Haus abzureißen und an selber Stelle Ferienappartements zu errichten. Aus unternehmerischer Sicht war das sicher verständlich, aber uns hat es im Sommer 2021 kalt erwischt. Und unser Vermieter war auf Ameland nicht der einzige Hofbesitzer, der sich schweren Herzens zu dieser drastischen Maßnahme entschieden hat. Viele Hofbesitzer standen mit dem Rücken zur Wand. Entweder sie gaben ganz auf oder investierten noch einmal in solche Umbaumaßnahmen, um zu überleben. Diese Entwicklung was und ist für die Ferienfreizeiten fatal und mit großer Sorge zu beobachten.

Am 22. Januar 2022 haben wir im alten Haus unsere letzten Sachen vom Dachboden des Hauses abgeholt und in Rhade eingelagert.

Aber wir hatten im Sommer 2021 schnell reagiert und für uns ein neues Haus auf Ameland gefunden, denn wir wollten unbedingt weitermachen. Seit über 100 Jahren gibt es Ferienfreizeiten auf Ameland und seit über 30 Jahren fahren wir dort hin.

Und außerdem brauchen die Hofbesitzer auch uns, damit das Höfe-Sterben nicht noch weiter geht.

Und so ein Umzug ist ja vielleicht auch die Chance auf was Neues!

Unser neues Haus liegt in Buren, am Ortsrand, nicht weit vom Deich Richtung Festland, mit 74 Schlafplätzen für Kinder, ausreichend Betten für Betreuer und Betreuerinnen und auch für Küche und Lagerleitung sind im Nebengebäude Zimmer da. Das Haus verfügt über einen riesigen Tagesraum, moderne Sanitäranlagen und Zimmern in verschiedenen Größen auf zwei verschiedenen Ebenen. Es ist ein alter, umgebauter Bauernhof und deshalb verschachtelter, als das alte Haus in Nes. Dadurch hat es mehr Charme, ist aber vielleicht nicht so funktionell wie das Alte. Aber vergleichen sollten wir nicht allzu viel, es ist anders, es hat Vor und Nachteile, aber es hat ganz viel Potenzial. Und wir haben keine Altenative, das alte Haus gibt es ja nicht mehr.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Leo Kiewied, unserem ehemaligem Vermieter, der uns immer unterstützt hat. Wir hoffen, dass seine Pläne Erfolg haben werden und er so unternehmerisch überleben wird.

Ebenso bedanken wir uns bei unserer neuen Vermieterin Petra de Jong, die uns nun beherbergen wird und die es wichtig für die Ameländer hält, dass im Sommer wieder möglichst viele Kinder die Insel beleben und möglichst viele Höfe weiter machen. Wir hoffen, dass wir eine neue Unterkunft für die nächsten Jahre gefunden haben.

Autoren : Stefan Aleff und Thomas Tuttmann